
Die Beziehung von Mensch und Puppe

Weltweit gibt es seit jeher viele Arten, wie Menschen Figuren bauen und spielen.
Ich habe die Frage gestellt: Wie wirkt sich auf den Menschen die Beziehung mit welcher Art von Puppe aus auf dessen Einheit aus Geist, Seele und Leib, auf seine Kräfte des Denkens, Fühlens und Wollens? Wie kann sie wirken auf sein Menschsein, wenn man nach der gesunden, heilenden Wirkung des Figurenspiels (auch beim Ansehen einer Aufführung) fragt?
Um die Antwort selbst zu empfinden, baue und spiele ich während des dreijährigen Grundaufbaus meiner Projektbühne verschiedene Arten von Figuren.
Erstes Projektjahr (2022/23): Plüschpüppchen
Zweites Projektjahr (2023/24): Handpuppen
Drittes Projektjahr(2024/25): Marionetten
Breite, bunte Materialpalette
Auch die Eigenschaften unterschiedlicher Werkstoffe, sowohl beim Schöpfen einer Puppe, als auch beim Ansehen einer Aufführung, möchte ich miteinbeziehen. Geschichten und handelnde Figuren sollen sinnvoll und ausdrucksstark sein nicht nur im Entwurf, sondern bis hinein ins Medium. Nach und nach arbeite und experimentiere ich mit verschiedenen Materialien, vor allem Naturstoffen, wie u.a. Papieren, Hölzern und Wollen. Begonnen habe ich mit traditionellen Naturmaterialien in Japan.
Im Prozess entwickele ich umweltfreundliche und dabei weiterhin möglichst einfach handzuhabende Alternativen zu gängigen Bauarten, die beispielsweise Styropor oder Styrodur nutzen.





Deutsch-Japanische Kulturbegegnung im Figurenbau
Als ich mich im Frühjahr 2022 mit frisch getroffener Entscheidung zum Puppenbau fragte, was genau ich lernen möchte, kam mir als erstes Japans Handwerks- und Puppenbaukunst in den Sinn, in ihrem in der Edo-Epoche (1603 bis 1868) aus Naturmaterialien ins Feinste ausgereiften Geschick. Im Oktober 2023 zog ich für 10 Monate nach Japan und recherchierte, lernte und experimentierte im Figurenhandwerk mit Naturmaterialien. Dabei wurde mir eine Begegnung im Figurenbau und -spiel zwischen Japan und Deutschland ein Anliegen: In der Zukunft meiner Arbeit werden sich die deutsche Handpuppe und die japanische Kimekomi-Puppe in meiner Neuschöpfung, der Kimekomi-Handpuppe, begegnen in einer japanischen Märchenaufführung, voraussichtlich "Momotarou".
Ich halte die Kunst des Puppentheaters als soziale Kunstform, die etwas im Zwischenmenschlichen bewirkt und entwickelt, für wertvoll und möchte anregen, dass auch Menschen verschiedener Länder miteinander schöpfen und spielen. Dabei wage ich ahnend zu behaupten, dass die Puppe als ein Instrument in der ästhetischen Erziehung des Menschen eine zunehmend und unerlässlich bedeutende Rolle spielt.
Mittlerweile wurde wissenschaftlich bewiesen, dass der Mensch, wenn er spielt, angstfrei ist. Schiller wusste und schrieb es bereits: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."