
Was ist Kamishibai?

Kamishibai (紙芝居) ist Japanisch und bedeutet "Papiertheaterstück". Um 1930 erstmals in Tokios Straßenecken erschienen, schließt es an Japans lange Tradition des Erzählens zu Bildern an (e-toki, 絵解き), deren Spuren bis in die Zeit des 8. bis 10. Jahrhunderts zurückführen. Damals suchten Mönche und Wandermönche mithilfe von Bildrollen (e-makimono, 絵巻物) und Wandmalereien, durch deren gemalte Welten sie mit Zeigestöcken führten, buddistische Lehren imaginativ zu vermitteln.
Ursprünglich als Straßenkunst vorgeführt, besteht Kamishibai aus einem transportablen, oft mit Türen ausgestattetem Holzrahmen, der früher auf das Fahrrad eines von Ort zu Ort reisenden Geschichtererzählers montiert war. Die tragbare Bühne beeinhaltet mit der szenischen Illustration einer Geschichte bemalte oder bedruckte Bildtafeln, die im Erzählverlauf durch Aus- und Einschieben gewechselt und dabei darstellerisch genutzt werden können (z.B. kann bei einer Erdbebenszene der Erzähler an der Bildtafel rütteln).
Heutzutage erfreut das Kamishibai sich internationeler Beliebtheit, vor allem im pädagogischen Bereich in zum Beispiel Kindergärten und Schulen.
Im Kamishibai einmal um die Welt

Was das Thema des Kamishibai angeht, arbeite ich an der Idee von bilingualen Aufführungen für Jung und Alt. Dabei erzähle ich mit jeweils einem Muttersprachler Geschichten aus verschiedenen Ländern, in denen Kinder kindgerecht und naturverbunden in ihrer Heimat spielen. Durch Wiederholen ihrer Worte in der Originalsprache wird ein unmittelbares Erleben der Fremdsprache ermöglicht:
Schaut und hört, Kinder, und auch Erwachsene, wie viele Freunde ihr rund um die Welt habt und wie deren Worte und Spiele klingen!
Die Verwirklichung dieser Idee habe ich 2023 begonnen mit Aufführungen in Dornach (Schweiz) von Hideo Kikuchis Bilderbuch „Der Fluss im Hochsommer“ („まなつのかわ, Manatsu no Kawa“), in dem japanische Jungs am Fluss spielen. Die Bilder für das Kamishibai sind zuerst auf Washi (和紙), traditionelles japanisches Papier, gedruckt und dann auf Pappen geklebt, was ihnen ein lebendiges Leuchten, ähnlich dem von Aquarellen, verleiht.
Zwischen Herbst und Winter 2023/24 habe ich drei weitere saisonale Geschichten des Autors übersetzt, die ins Repertoire aufgenommen werden.


Sollten Sie eine Geschichte aus Ihrer Heimat zur Umsetzung anregen oder sogar als ausländischer Muttersprachler mitspielen wollen, freue ich mich über das Kontaktformular von Ihrer Idee zu lesen.