
Lichttheater
SONNENQUELLE
Abschlussbericht, erstes Projektjahr
Dornach (Schweiz), Frühjahr 2022 bis Frühjahr 2023,
Schwerpunkt "Erzählen zu Bildern"
Das Thema des ersten Projektjahres war "Erzählen zu Bildern" mit dem Ziel einer selbstinszenierten Kamishibai-Aufführung in einem eigselbstgebautem Bühnenkasten.
Es fand zwischen meinem 1. und 2. Ausbildungsjahr in Sprachgestaltung und Schauspiel (Dornach, Schweiz) statt in Begleitung meiner Ausbildnerin Esther Bohren.
Die Teilziele waren:
Meine ersten Handarbeiten
Was das Handwerklich-Künstlerische anging, war es im 1. Projektjahr mein Anliegen, erstmals an die Dornröschen-Schlafzimmertüren meiner noch unerweckten Talente zu klopfen.
So habe ich zum ersten Mal mit Holz gearbeitet, zum einen im begleiteten Bau einer tragbaren Bühne für Bildtheater und kleine Figurenspiele (siehe nächster Absatz), zum anderen in Einzelstunden im anthroposophischem Schnitzen, in denen ich eine bewegte, geformte Fläche und einen Löffel geschaffen und anschließend eine Schale begonnen habe. Für erste handgemachte Plüschpüppchen habe ich Stricken und Nadelfilzen gelernt. Mit Papier habe ich mich im Falten (Origami), und im Beschichten von Gegenständen versucht.
Dies war ein Beziehungsaufbau zu verschiedenen Materialien, an den meine zukünftige Arbeit anschließen wird.
Bühnenkasten mit Modulfunktion

Zu Beginn meiner Arbeit entwarf ich einen experimentellen Bühnenkasten, den ich im Laufe des ersten Projektjahres mit handwerklich erfahrenen Helfern verwirklichen konnte.
Er ist ein Baukastensystem, d.h. er besteht aus austauschbaren Einzelteilen. So bietet er flexibel Möglichkeiten der individuellen Gestaltung einer Geschichte, u.a. mit Elementen des Kamishibai, europäischen Papiertheaters, Figurenspiels und Schattenspiels. Während der die Türen beinhaltende Frontrahmen stets bleibt, können zwischen den Aufführungen der hintere Teil und auch der Untersatz, d.h. die Vorbühne,
ausgetauscht werden: Es kann an diesen Stellen beliebig angesetzt werden. So kann jedes nur erdenklich gestaltete Element, in dem man etwas spielen will, hinter den Türen des Bühnenkastens erscheinen, sowie ein dazu passender Untersatz genutzt werden, der das Spiel aus dem Kasten heraus zum Zuschauer hin erweitert. Das Sichtfeld in sein Inneres hat knapp die Größe von DIN A 3 und auch der im Außenrahmen liegende, die Form des Einblicks bestimmende Innenrahmen kann beliebig ausgewechselt werden. Mit dem Bühnenkasten habe ich die Verwirklichung einer möglichkeitsreichen, dennoch leicht transportablen Lösung für kleine Bild- und Figurentheaterformen angestrebt. Er kann von einem Menschen getragen und bespielt, als auch von einer Gruppe für aufwändigere Inszenierungen genutzt werden.
Hier die Front des Bühnenkastens mit dem hinteren Baukastenelement für Kamishibai und einer Vorbühne als Untersatz, der Innenrahmen rechteckig mit gerundeten Ecken
Inhaltliches Arbeiten und Soziales Netzwerk
In der mir ganz neuen Welt der Bild- und Figurentheater begann ich Kontakte zu knüpfen zu privaten und beruflichen Spielern im Umland. So lernte ich aus nächster Nähe erstmals über Spielarten und Baumöglichkeiten verschiedener kleiner Theater, nämlich:
Handpuppenspiel
Stabpuppenspiel
Stehpuppenspiel
Schoßpuppenspiel
Kamishibai
europäisches Papiertheater
beleuchtete Transparentbildgeschichten
Schattenspiel
einfache Marionetten, z.B. Seidenmarionetten, Holzmarionetten…
Auch therapeutische ("Puppenspiel Therapie" nach Käthy Wüthrich und Gudrun Gauda) und pädagogische Formen (Schoß- und Stehpuppenspiele im Waldorf Kindergarten, verschiedene Puppenspiele an Waldorfschulen…) flossen ein in meine Beschäftigung in Lektüren und in Gesprächen.
Ich schuf in meinem Gedächtnis den Boden einer wachsenden Ideen-, Material-, und Wissensbibliothek für mein Projekt.
Dieses Vorgehen weitete ich bis nach Japan aus, indem ich mir zum Ziel setzte, traditionelle Naturmaterialien und Puppenbau aus der Edo-Epoche (1603 bis 1868) vor Ort zu recherchieren und anwenden zu lernen. Um dies vorzubereiten, reiste ich im Januar 2023 für 2 Monate nach Japan und knüpfte Verbindungen, in der Absicht, schließlich im Zeitraum des 2. bis 3. Projektjahres (etwa Sommer 2023 bis Frühjahr 2025) einen Lernaufenthalt von 6 bis 12 Monaten zu unternehmen.
Inhaltlich beschäftigte ich mich zudem mit Rudolf Steiners Impuls für eine neue Licht-Spiel-Kunst, Schillers ästhetischen Briefen und Gedanken von Heinz Grill.
Nach und nach erarbeitete ich den dreijährigen Projektplan und erstelle diese Homepage zum Vorstellen meiner künstlerischen Arbeit. Auch einen Online-Blog, der in verschiedene Themen einführt und Bastelanleitungen bietet, plante ich ein. In den kommenden bis zu 10 Jahren möchte ich aus meinen wachsenden Erfahrungen ein Handbuch über Bildtheater, Figurenspiel und farbige Beleuchtung schreiben.
Im März 2023, direkt nach meiner Rückkehr aus Japan, nahm ich an der Puppenspieler-Tagung am Goetheanum teil und stellte dort mein Projekt erstmals öffentlich vor.
Bilinguale Kamishibai Aufführung

Vor meiner Reise nach Japan dachte ich, wie gerne ich ein schönes Bilderbuch für die erste Kamishibai-Aufführung meines Projekts finden und mit zurück in Schweiz bringen wollte. Dabei erblühte in mir die Idee von bilingualen Kamishibai-Aufführungen von Kindergeschichten aus aller Welt.
Angekommen, begegnete ich dem Bilderbuchautor Hideo Kikuchi, der hauptsächlich saisonale Geschichten über Kinder im ländlichen Japan von vor 50 Jahren malt, und es kam dazu, dass ich seine Geschichte "Der Fluss im Hochsommer" zu einem bilingualem Kamishibai gestaltete und zur Aufführung in Dornach vorbereitete - für den kommenden Sommer, passend zur Jahreszeit.
Die Arbeit bestand aus Übersetzen, freiem Verfassen eines Erzählertextes (das Originalwerk beeinhaltet einzig wörtliche Rede), Zurechtschneiden der Scans der Originalbilder am PC in ein für Kamishibai geeignetes Format und Drucken auf Japanpapier (DIN A 3), das es anschließend auf Papptafeln zu kleben galt. Auch schrieb ich einen Artikel, über den Autor zur Veröffentlichung in meinem Blog.
Zurück in Dornach, war es im Juni so weit: Ein japanischer Student in Sprachgestaltung, Kouji Hanaoka, und ich als Sprecher, begleitet von einer Violinistin, Katharina Pflüger, führten im Haus Stuten 3 mal öffentlich und 1 mal geschlossen auf, und ein weiteres Mal im September in der atka.
Nachwort
Es war für mich eine große Herausforderung, Arbeit und auch Freude, mich in diese neuen, mir zuvor unbekannten Bereiche zu wagen und das Projekt in die Welt zu setzen. Dabei konnte ich alle Teilziele des ersten Projektjahres planmäßig erarbeiten und bin somit zuversichtlich, was die Verwirklichung der zwei verbleibenden Jahre des Grundaufbaus angeht.
Ich war sehr überrascht und glücklich, mit wie viel Freude, Herzlichkeit und Lob die Zuschauer auf die Kamishibai-Aufführung geantwortet haben. So möchte ich 3 weitere saisonale Geschichten von Herr Kikuchi in mein Repertoire aufnehmen und (in Dornach) aufführen.
Das nun folgende zweite Projektjahr mit Handpuppenbau und -spiel im Zentrum wird einen großen handwerklichen Teil beeinhalten und in einen etwa einjährigen Aufenthalt in Japan münden, der ab Herbst 2023 geplant ist. Womöglich wird es Änderungen oder Ergänzungen am Projektplan geben, denn nicht gewiss kann ich sagen, was mich erwartet an ungeahnten Möglichkeiten und Herausforderungen in so großer Ferne...











